Rezension von Lena, 18 Jahre alt
In naher Zukunft ist die Erde nahezu nicht mehr bewohnbar.
Zehn Milliarden Menschen bringen die Ressourcen an ihre absoluten Grenzen und
durch den Klimawandel ausgelöste Naturkatastrophen bedrohen Millionen von
Menschenleben. Die Technik ist allerdings weit genug fortgeschritten, dass die
gesamte Erdbevölkerung trotzdem ein wunderbares Leben führen kann – nur eben
nicht in der Realität. Jana ist Weltendesignerin, sie programmiert
Computerprogramme so, dass Menschen alternative Realitäten vorgegaukelt werden
können. Kerrybrook ist dabei ihre Lieblingswelt, doch als sich jemand am
Programm zu schaffen macht und Menschen nicht nur im Spiel, sondern auch in der
Realität sterben, wird Janas Leben gründlich auf den Kopf gestellt. Jemand will
sie unschädlich machen, aber wer und warum? Eine Odyssee durch die Welten
beginnt.
Tatsächlich ist „Cryptos“ mein erstes Buch von Ursula
Poznanski, was eigentlich fast einem Verbrechen gleichkommt, schließlich ist
sie eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendautorinnen. Schon auf den
ersten Seiten wurde mir klar: Ich habe etwas verpasst. „Cryptos“ war ein
geniales Buch. Einfallsreich, spannend und leider bedrückend realistisch.
Poznanski macht die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel deutlich,
ohne dass diese Botschaft die Handlung in den Hintergrund drängt. Auch die Idee
der verschiedenen Welten fand ich toll. Man muss es sich etwa wie Millionen von
Videospielen vorstellen, in denen man selbst der Avatar ist. Währenddessen
liegt der Körper gemütlich zuhause und verursacht so weniger Schäden für das
Klima. Wenn man zum Beispiel in Janas Welt Kerrybrook Steak mit Pommes ist,
gaukelt einem das Computerprogramm den Geschmack nur vor, während der Körper
künstlich ernährt wird. Was mich besonders an den Welten beeindruckt hat, ist
mit wie vielen Details Poznanski sie ausgestattet hat. Es gibt Welten, die die
Romane von Jane Austen nachstellen, Welten, in denen man im 17. Jahrhundert
lebt und Welten, die an einen Egoshooter erinnern. Natürlich stirbt man im
Spiel nicht richtig, sondern wird nur für eine Weile aus dieser Welt
ausgeschlossen. Die Figuren waren allerdings auch sehr gut geschrieben und wenn
man mich fragen würde, ich könnte mich für keine Lieblingsfigur entscheiden.
Man merkt der Autorin an, dass sie keine Figur halbgar lässt, selbst wenn diese
keine tragende Rolle spielt. Besonders gut hat mir gefallen, dass man wirklich
lange nicht ganz so recht weiß, wer die Bösen sind und wenn man es dann erfährt,
dennoch keine Ahnung von ihrem tatsächlichen Plan hat. Deshalb kann ich
eigentlich auch kaum mehr zu der Handlung sagen, sonst würde ich euch schon zu
viel verraten. Nur so viel: Überraschungen an jeder Ecke und nichts wird
umsonst erzählt, sondern taucht später noch einmal auf. Ich empfehle „Cryptos“
für alle ab 14 Jahren, es ist nämlich kein reines Jugendbuch, sondern auch für
Erwachsene lesenswert. Absolute Leseempfehlung von mir, ich habe lange nicht
mehr ein so gutes Buch gelesen!
Cryptos
von Ursula Poznanski
aus dem Loewe-Verlag
ISBN: 978-3-7432-0050-0