Sonntag, 7. November 2021

Virgo Hearts




Rezension von Lena, 19 Jahre alt

In einer unbekannten Zukunft hat sich England von allen internationalen Verbindungen losgesagt und wird nur noch von Frauen regiert. Männer sind aus der Gesellschaft ausgeschlossen und werden in hermetisch abgeriegelten Internaten von Geburt an zu absolutem Gehorsam und Unterwerfung erzogen. Maxine hat gerade ihren Schulabschluss gemacht und blickt auf eine strahlende Zukunft: Ihre Mutter ist Politikerin und Maxine hat vor in ihre Fußstapfen zu treten. Da kommt ihr das Projekt, das ihre Mutter aufs Auge drückt, leider ziemlich in die Quere. Ausgerechnet sie, die regeltreue Maxine, soll für mehrere Wochen in einem Jungeninternat leben und dort die fünf besten Zehnkämpfer aussuchen, die dann an den Olympischen Spielen in Hamburg teilnehmen sollen. Maxine ist sich sicher, dass sie keinen der Jungs in ihre Nähe lassen wird, schließlich sind Jungs Tiere, die nichts als ihre Triebe kennen! Aber je länger Maxine Zeit mit den Jungs verbringt, desto mehr Unstimmigkeiten fallen ihr auf. Wie gerecht ist eine reine Frauengesellschaft wirklich?

Puh. Also… Dieses Buch hat mich umgehauen. Ich bin echt baff, wie unerwartet heftig es ist, denn ich war eigentlich auf der Suche nach leichter Lektüre für eine Freistunde. Leicht zu lesen sind die Bücher immer noch, der Schreibstiel ist sehr flüssig, man liest alles in einem Rutsch. Aber das liegt auch vor allem an der Spannung, die das gesamte Buch über da ist. Auch der Cliffhanger ist echt übel, ich bin sehr froh, dass ich gleich mit dem zweiten Band weitermachen konnte. „Virgo Hearts“ ist nämlich der Auftakt einer Trilogie, die ich noch nicht ganz zu Ende gelesen habe, es aber kaum erwarten kann, zu erfahren, wie es ausgeht. Gleich am Anfang der Reihe wird man mit den harten Fakten konfrontiert: Die Verbrechensrate in England ist auf fast Null gesunken, es gibt keine Vergewaltigungen mehr. Das sind alles erstrebenswerte Dinge, an deren Umsetzung unsere heutige Gesellschaft leider scheitert. Trotzdem ist auch in Maxines Land längst nicht alles in Butter, denn schließlich wird eine Bevölkerungshälfte unterdrückt und einer sogenannten Behandlung unterzogen, die nicht nur impotent macht, sondern bei vielen zu Depressionen führt. Maxine erfährt erst von der Brutalität dieser Behandlung, als die von ihr aussortierten Athleten sofort „behandelt“ werden. Das Gruseligste: Danach verschwinden diese Jungen komplett aus dem Geschehen des Buches, sie werden nicht wieder erwähnt. Maxine ist zunächst sehr linientreu und ekelt sich sogar vor Liebesfilmen, in denen Paare sich küssen, weil sie dies als Zeichen weiblicher Unterwerfung ansieht. Die englische Gesellschaft lebt nämlich komplett enthaltsam und kennt keine Art der romantischen Liebe, was in Hamburg zu einigen witzigen Missverständnissen führt.

Trotz allem Humor und der Tatsache, dass es ein Jugendbuch ist, wird mir „Virgo Hearts“ vor allem dafür in Erinnerung bleiben, wie gruselig unbeschwert Maxines Leben vor ihrer Zeit im Internat war. In den meisten Dystopien geht es nämlich nicht um linientreue Menschen, das ist hier anders. Maxine verschwendet nicht einen Gedanken daran, wie es den Männern geht und sieht in ihnen am Anfang nichts als Objekte und Tiere. Wie schnell sich die Rolle des Opfers zu der des Aggressors wandeln kann, wird in dem Staatssystem sehr klar. Eine Reihe, die mir vermutlich noch etwas nachhängen wird und die man als junge Frau lesen sollte…

5 von 5 Sterne


Virgo Hearts

von Leslie Delhaes

Kindle Original

ASIN: B08K7GFRZM

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