Freitag, 16. April 2021

Royal - Ein Königreich aus Glas

 


Eine Rezension von Lena, 18 Jahre alt

Das Königreich Viterra ist durch eine Glaskuppel von der Außenwelt abgeschirmt. Der Rest der Welt wurde Jahrzehnte zuvor in einer Reihe von Kriegen komplett verwüstet und ist atomar verstrahlt. Tanya lebt bei ihrer Tante und ihrem Onkel, möchte aber viel lieber bei ihrer großen Schwester und ihrem Mann wohnen. Die einzige Bedingung dafür ist: Sie muss sich bei der Auswahl anmelden. Die Auswahl, das ist ein riesiges TV-Event, bei der der Thronfolger von Viterra eine Frau sucht. Der einzige Haken ist, dass gleich vier junge Männer teilnehmen und niemand weiß, wer denn eigentlich genau der Prinz ist. Als Tanya tatsächlich ausgewählt wird, verändert sich ihr Leben von Grund auf. Nicht nur, dass sie jetzt im Palast wohnt, nein, auf sie sind fortan alle Kameras in Viterra gerichtet. Und auch wenn Tanya eigentlich nicht auf der Suche nach der großen Liebe ist, sprühen zwischen ihr und Phillip, einem der vier jungen Männer, Funken. Zum Glück ist Phillip bestimmt nicht der Prinz, dazu ist er doch ein viel zu großer Mistkerl, oder?
„Royal – Ein Königreich aus Glas“ ist der Auftakt der „Royal-Reihe“, die man (je nach Ausgabe) als Trilogie oder als sechsteilige Reihe erwerben kann. Viterrra ist ein ganz verrückter Mikrokosmos. Einerseits wird alles per Kutsche transportiert, denn die Rohstoffe für Kraftfahrzeuge sind schon lange nicht mehr vorhanden, andererseits gibt es geheime Einrichtungen, in denen an Seren gearbeitet wird, die das Gedächtnis verändern. Ein Blick in die „Geschichte“ des Königreiches erklärt diese Umstände aber: Die Kuppel wurde in den 1960er irgendwo in der sibirischen Einöde errichtet und in den Achtzigern schottete sich Viterra komplett ab. Die Gesellschaft in Viterra ist also ein komischer Hybrid zwischen etwas altmodisch und Science-Fiction, denn seit diesem Krieg sind mehrere Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte verstrichen. Genug jetzt zu Viterra, kommen wir nun zur Story. Ab und an holpert diese ein bisschen, aber sie fängt sich immer wieder. Tanya fand ich einen ausgesprochen interessanten Charakter, denn sie wirkt nach außen oft kühl und eingebildet, als Leser kommen wir ihr als Ich-Erzählerin aber sehr viel näher und können ihre Handlungen deutlich besser einschätzen. Phillip hingegen… Naja, ich kann verstehen, warum Tanya ihn toll findet, auch wenn er absolut nicht mein Typ ist. Die Auswahl wird zwar von einem großen Geheimnis dominiert, aber Phillip schleppt noch deutlich mehr mit sich herum und stößt Tanya lieber von sich, als sich ihr anzuvertrauen. „Royal“ wird durch seine extrem gut ausgearbeiteten Charaktere eine wirklich besondere Buchreihe. Selbst die Nebenfiguren haben ihre eigenen Handlungsstränge und ihnen wird genau so viel Platz in den Büchern eingeräumt, wie sie brauchen. Viele von ihnen (Phillip leider ausgenommen) machen auch eine sehr deutliche Entwicklung durch, besonders Tanya. Alles in allem eine gute Story, die gerade zum Ende der Reihe hin, sehr viel Fahrt aufnimmt, sodass ich das letzte Buch kaum noch aus der Hand legen wollte.

Royal - Ein Königreich aus Glas

von Valentina Fast

aus dem Carlsen Verlag

ISBN: 978-3551316356

Being Young


Eine Rezension von Lena, 18 Jahre alt

Being Young ist eine Reihe literarischer Monologe, in denen es sich alles um das Erwachsenwerden dreht. Literarische Monologe ist eine Art Gedicht oder eine Kurzgeschichte, das immer aus der Ich-Perspektive geschrieben ist und das Innenleben der Hauptfigur sehr ausführlich beschreibt. Das klingt jetzt erstmal sehr theoretisch oder vielleicht auch langweilig, aber das Gegenteil ist der Fall. Die meisten haben bereits literarische Monologe gelesen oder vielleicht auch schon geschrieben, denn was ist ein Tagebuch denn sonst? Ein ganzes Buch für Jugendliche, das rein aus diesen Monologen besteht, ist aber ungewöhnlich und das macht es so gut. Denn (und das wird im Buch sehr gut beschrieben) Erwachsenwerden ist ungewöhnlich und leider muss man da auf weiter Strecke auch allein durch, zumindest fühlt es sich so an.  Die Autorin Linn Skåber bietet auch keine Lösungen oder Ratschläge an, mit denen man sowieso nur bedingt was anfangen kann, es geht einzig und allein darum, sich nicht mehr ganz so allein zu fühlen und den Versuch sich selbst zu finden. Es ist auf eine komische Art befreiend, dass „Being Young“ keine Selbstoptimierungsorgie ist, bei der man von Leuten weit jenseits der Pubertät erklärt bekommt, wie man sich optimal in die Gesellschaft einfügen kann. Es gibt kaum Bücher, mit denen ich am wenigsten anfangen kann als mit diesen, denn im Rückblick sind die Autoren natürlich schlauer. Klar ist es falsch seine Eltern anzuschreien, aber bis 20 zählen hilft da nicht viel. Außerdem, mal ganz ehrlich, welcher Erwachsene tut das denn? Deshalb ist „Being Young“ so gut. In den Geschichten geht es oft darum, dass die Protagonisten Fehler gemacht haben oder sich in einer Situation befinden, die absolut nicht optimal ist, aber das ist nicht schlimm. Die Situation ist, wie sie ist, und sie wird auch oft nicht aufgelöst. Trotzdem oder gerade deshalb habe ich mich unglaublich oft in ihnen wieder erkannt. Aber nicht nur Jugendliche werden sich selbst wieder finden, auch Erwachsene sollten dieses Buch lesen. Nicht nur Jugendliche finden sich zu dick oder fühlen sich von dem rassistischen Onkel genervt, es gibt genug Erwachsene, die vielleicht auch Trost in „Being Young“ finden, einfach weil man nicht allein ist.
Glasklare Leseempfehlung von mir! Das Besondere Schmankerl am Buch: Die wunderschönen Illustrationen. 

Being Young
von Linda Skåber
aus dem rowohlt-Verlag
ISBN: 978-3499002793