Freitag, 18. September 2020

Cryptos

Rezension von Lena, 18 Jahre alt

In naher Zukunft ist die Erde nahezu nicht mehr bewohnbar. Zehn Milliarden Menschen bringen die Ressourcen an ihre absoluten Grenzen und durch den Klimawandel ausgelöste Naturkatastrophen bedrohen Millionen von Menschenleben. Die Technik ist allerdings weit genug fortgeschritten, dass die gesamte Erdbevölkerung trotzdem ein wunderbares Leben führen kann – nur eben nicht in der Realität. Jana ist Weltendesignerin, sie programmiert Computerprogramme so, dass Menschen alternative Realitäten vorgegaukelt werden können. Kerrybrook ist dabei ihre Lieblingswelt, doch als sich jemand am Programm zu schaffen macht und Menschen nicht nur im Spiel, sondern auch in der Realität sterben, wird Janas Leben gründlich auf den Kopf gestellt. Jemand will sie unschädlich machen, aber wer und warum? Eine Odyssee durch die Welten beginnt.

Tatsächlich ist „Cryptos“ mein erstes Buch von Ursula Poznanski, was eigentlich fast einem Verbrechen gleichkommt, schließlich ist sie eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendautorinnen. Schon auf den ersten Seiten wurde mir klar: Ich habe etwas verpasst. „Cryptos“ war ein geniales Buch. Einfallsreich, spannend und leider bedrückend realistisch. Poznanski macht die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel deutlich, ohne dass diese Botschaft die Handlung in den Hintergrund drängt. Auch die Idee der verschiedenen Welten fand ich toll. Man muss es sich etwa wie Millionen von Videospielen vorstellen, in denen man selbst der Avatar ist. Währenddessen liegt der Körper gemütlich zuhause und verursacht so weniger Schäden für das Klima. Wenn man zum Beispiel in Janas Welt Kerrybrook Steak mit Pommes ist, gaukelt einem das Computerprogramm den Geschmack nur vor, während der Körper künstlich ernährt wird. Was mich besonders an den Welten beeindruckt hat, ist mit wie vielen Details Poznanski sie ausgestattet hat. Es gibt Welten, die die Romane von Jane Austen nachstellen, Welten, in denen man im 17. Jahrhundert lebt und Welten, die an einen Egoshooter erinnern. Natürlich stirbt man im Spiel nicht richtig, sondern wird nur für eine Weile aus dieser Welt ausgeschlossen. Die Figuren waren allerdings auch sehr gut geschrieben und wenn man mich fragen würde, ich könnte mich für keine Lieblingsfigur entscheiden. Man merkt der Autorin an, dass sie keine Figur halbgar lässt, selbst wenn diese keine tragende Rolle spielt. Besonders gut hat mir gefallen, dass man wirklich lange nicht ganz so recht weiß, wer die Bösen sind und wenn man es dann erfährt, dennoch keine Ahnung von ihrem tatsächlichen Plan hat. Deshalb kann ich eigentlich auch kaum mehr zu der Handlung sagen, sonst würde ich euch schon zu viel verraten. Nur so viel: Überraschungen an jeder Ecke und nichts wird umsonst erzählt, sondern taucht später noch einmal auf. Ich empfehle „Cryptos“ für alle ab 14 Jahren, es ist nämlich kein reines Jugendbuch, sondern auch für Erwachsene lesenswert. Absolute Leseempfehlung von mir, ich habe lange nicht mehr ein so gutes Buch gelesen!


Cryptos
von Ursula Poznanski
aus dem Loewe-Verlag
ISBN: 978-3-7432-0050-0

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