Freitag, 18. September 2020

Ava und der Junge in Schwarz-Weiß



Rezension von Lena, 16 Jahre alt

Ava ist 16, Hamburgerin und ungeküsst. Eine Tatsache, die sich über die Sommerferien tunlichst ändern muss, findet sie. Da macht ihr das Schicksal aber einen Strich durch die Rechnung: Statt in den Camping-Urlaub nach Schweden, fährt sie zu ihrer Oma nach Kloppenbostel. Oma Luise hat einen gebrochenen Arm, ist Witwe und eigentlich leidenschaftliche Kino-Betreiberin. Aber jetzt? Ava ist entsetzt, als sie in Kloppenbostel ankommt. Das Kino ist verkommen, keine Besucher mehr und mit dem Filmverleih hat sich Oma Luise auch noch verkracht. Die einzigen Filme, die sie jetzt noch zeigen kann, sind uralt. Da kommt Horst ins Spiel: Horst ist die Hauptfigur des Filmes „Der Herzensbrecher“ und kommt mal eben so aus der Leinwand gehüpft. Der ist als fünfziger Jahre Macho was das Verhalten mit emanzipierten Mädchen wie Ava angeht, vollkommen überfordert. Seit wann durfte man Frauen nicht mehr „Zuckerpuppe“ nennen oder ihnen mal beiläufig an den Po fassen? Horst ist verwirrt, Ava genervt, besonders als Horst auch noch den einzig süßen Jungen der Umgebung vertreibt. Ein Glück, dass Frans mit s kein häufiger Name ist! Blöd ist nur, dass sich man sich gar nicht so richtig auf Frans konzentrieren kann, wenn nebenbei noch das Kino zu retten ist. Und dann ist da ja auch noch Horsti Herzensbrecher, der viel zu gut küssen kann…

Ich liebe dieses Buch! Es versprüht so viel Witz und Charme, man kann gar nicht anders, als mit einem fetten Grinsen auf dem Sofa zu sitzen. Besonders Oma Luise, die Verehrer auch mal mit dem Gewehr vertreibt, ist genial. Aber auch Ava, Horst und Frans sind toll, man kann gar nicht anders, als sich selbst zu fragen: Horst oder Frans? Der Handlungsstrang rund um die Erhaltung des „Titania Palastes“ bringt zusätzliche Spannung in das Buch und am Ende liebt man das Kino fast so sehr wie Ava und Luise. Das Buch ist auf eine gewisse Art und Weise gleichzeitig Parodie und Liebeserklärung an alte Filme. Auf der einen Seite nimmt es Genderklischees gekonnt aufs Korn, auf der anderen Seite kann man sich dem Charme von Rock’n’Roll, Petticoats und natürlich Horst nur schwer entziehen.                                         
Die beiden Autorinnen sind Mutter und Tochter und haben bereits einige erfolgreiche Kinderbücher verfasst. Vielleicht liegt es daran, dass Marta Martin mit ihren 20 Jahren noch ganz nah an den Hauptfiguren dran ist? Falls euch jetzt ihr Name bekannt vorkommen sollte: Marta Martin kann nicht nur schreiben, sondern auch schauspielern. Bekannt wurde sie durch ihre Rolle in der Filmreihe „Die Vampirschwestern“ in ihrer Rolle als Silvania.  

Ava und der Junge in Schwarz-Weiß

von Stefanie Gerstenberger und Marta Martin

aus dem Arena Verlag

ISBN: 978-3401604114



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